Meditationshaus St. Franziskus in Dietfurt

Ölbergspiel

Die Spielfreudigkeit der Bayern fand schon im Mittelalter und erst recht in der Barockzeit ihren Ausdruck in vielen geistlichen Spielen, die teilweise in der Kirche stattfanden und mit dem Gottesdienst verbunden waren, besonders in Weihnachts-, Dreikönigs-, Passions- und Osterspielen. In der nüchternen Zeit der Aufklärung (gegen Ende des 18. Jahrhunderts) hatten viele kein Verständnis mehr dafür. So wurden damals diese Spiele von staatlichen und kirchlichen Stellen verboten und abgeschafft. An manchen Orten im bayerischen Raum haben sich allerdings noch Reste der geistlichen Spiele erhalten, besonders szenische Darstellungen zu den Ölbergandachten. Dazu gehört auch das Ölbergspiel in der Franziskanerkirche zu Dietfurt.

Jeden Donnerstag in der Fastenzeit - am "Fastenpfinsta" - kommen viele Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung nach Dietfurt, um an der Ölbergandacht teilzunehmen. Die Fenster der Kirche sind mit schwarzen Tüchern verhängt. Eingebettet in eine feierliche Andacht mit Predigt ("Pfinstapredigt") und Chorgesang, wird in drei Szenen das Ringen Jesu mit sich selbst und mit Gott-Vater wegen seines bevorstehenden Leidens und Sterbens dargestellt. Das große Bild des Hochaltares ist dazu durch einen Vorhang ersetzt, auf dem das Ölbergleiden Christi dargestellt ist. Hinter dem Vorhang tut sich eine Altarbühne auf. Die Kulissen zeigen den Garten Getsemani am Ölberg mit der Stadt Jerusalem im Hintergrund. Auf beiden Seiten ruhen die schlafenden Apostel (gemalt wie die Kulissen). In der Mitte kniet Jesus: eine bekleidete Figur aus Holz, die beweglich ist.

In den "drei Fällen Jesu" lässt sich ein Kreuz auf ihn herab und ruht eine Weile auf ihm. Ein Christussänger und der Chor bringen dabei die Gedanken und Gefühle Jesu zum Ausdruck. Dann erhebt sich die Christusfigur wieder und ein Engel, von einem Dietfurter Kind gespielt, kommt mit einem Kelch und einem Kreuz in der Hand vom Himmel herab, um Jesus für sein kommendes Leiden und Sterben zu stärken.